Freitag, 27. Februar 2009

Routinierte Ärzteschaft und gute Nachrichten

Heute also die OP - morgens um 9 ging es los - gesehen habe ich Tim dann um halb eins. Alles gut überstanden und um einen Hoden weniger belastet. Er war noch entsprechend müde und lediert aber die OP verlief sehr gut und der freundliche Artz mit Sprachfehler hat uns viel Hoffnung gemacht:
Der Schnellschnitt vom rechten Hoden ergab ein Semion (die nettere Form) und der linke Hoden wurde standartmäßig an zwei Stellen gestanzt. Ergebnisse in ca. einer Woche. Seiner Einschätzung nach sollte es dann gewesen sein. Möglich wäre noch eine adjuktive Behandlung (ein Zyklus Chemo oder Bestrahlung) um weiteres zu verhindern. Das würde ich Tim auch empfehlen da er doch zur Hypochondrie neigt.
Weiter sehen weiter hoffen. Aber ich bin sehr viel ruhiger als vor ein paar Tagen.
Eine verrückte Woche war das. Vor genau sieben Tagen hat mir Tim von der Veränderung erzählt und jetzt ist schon ganz viel passiert. Gut, dass wir in einer Grossstadt leben.

Warten...

Puh. Heute um 7 Uhr morgens sollte Tim in der Klinik sein. Sein Mitbewohner hat ihn netterweise gefahren da zu allem Überfluss heute auch noch die öffentlichen Verkehrsmittel streiken.
Jetzt ist es 10 Uhr vorbei. Habe schon mal dort angerufen um zu fragen aber es hieß er wäre noch im OP. Diese sollte eigentlich nicht länger als eine Stunde dauern... Naja, es gibt so viel Verzögerungen in einem Klinikbetrieb. Wird schon alles glatt laufen. So kenn ich das ja auch noch von früher. Da ruft man voller Sorge und Spannung auf der Station an und hat eine schlecht gelaunte Schwester am Apparat die einen abfertig. Vielleicht sollten Kliniken für solche Fälle ein eigenes Sorgentelefon einrichten an dem Leute sitzen die nicht über ihren schlecht bezahlten Job frustriert sind. Tut mir ja leider... Ach, das geht aber auch nie zusammen: besorgte Angehörige und muffige Schwestern bzw. zynische Oberärzte. Hm.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Drahtseilakt

Wir waren gestern auf einer lustigen Veranstaltung an der ich Teilnehmender war. Und es war so schwer humorige Dinge auf der Bühne zu machen während mir eigentlich zum Heulen zumute war.
Tim saß im Publikum und war froh für die Ablenkung.
Mich hat es nach der Vorstellung ziemlich zerbröselt.
Den heutigen Abend verbringen wir zu zweit miteinander daheim auf der Couch.

Brave Befunde

Erleichterung macht sich breit.
Keine Metastasen und keine angegriffenen Lymphknoten. So das Ergebnis des CTs. Wir sind sehr sehr sehr sehr erleichtert.
Tränen aus Erleichterung sind so viel schöner als die der Verzweiflung.
Und noch was Gutes: Die kleinen Spermien sind auch gesund und können eingefroren werden. Es ist also noch nicht vorbei mit der Familienplanung.
Aber zunächst noch die morgige OP. Dann sehen wir weiter wenn der Befund von der Zellanalyse des Tumors da ist.
Daumen drücken!

Mittwoch, 25. Februar 2009

Ungewisse Warterei....

Mich nervt diese Warterei auf klare Ergebnisse.
Tim hat heute die Kyro-Spende abgegeben. Die wird allerdings erstmal auf Tauglichkeit untersucht. Das entscheidet quasi ob wir ÜBERHAUPT ein gemeinsames Kind bekommen könnten. Hoffentlich wird uns der Funke nicht auch noch geraubt. Ächz...

Noch mehr Warterei und Ungewissheit: Heute findet das CT statt um rauszufinden ob Metastasen oder andere Streuungen in den Organen vorliegen. Davor hat Tim die meiste Angst. Und ich kann sie ihm nicht nehmen. Niemand kann das. Wenn ich nicht gerade in der Arbeit sitzen würde würde ich schon wieder losheulen.
Ich hätte ihm das alles so gerne erspart. Das sind mir definitiv zu viele Warheiten in einer Woche. Und wir haben erst Mittwoch!

Dienstag, 24. Februar 2009

Vor-Klinik und Eisbombe

Habe Tim heute ins Krankenhaus begleitet für Anmeldung, Vorgespräch ect. Eine sehr nette urologische Schwester machte die Stationsaufnahme und wies uns unter anderem darauf hin dass "grundsätzlich eine Kyrospermien-Spende" empfohlen würde. Das übernimmt nur leider die Kasse nicht. Ist absurd genug, dass sich Tim in seinem Zustand morgen auch noch im Andrologie-Zentrum um die Ecke erotische Gedanken machen muss um seine Nachkommenschaft zu sichern aber 360 € im Jahr (plus 90 € pro Entnahme) finde ich doch etwas heftig. Naja, ist auch nur ein Randphänomen. Wird trotzdem gemacht denn es besteht ein Kinderwunsch. Wir sind beide Anfang/Mitte 30 - das sollte ja auch noch irgendwie klappen.

Im Grunde wissen wir ja noch gar nicht wie schlimm es wirklich ist.
Die OP (die in ein paar Tagen stattfinden soll) soll erstmal per Gewebeprobe zeigen wie böse der Tumor wirklich ist und ob der andere Kollege auch befallen ist. Zudem wird morgen ein CT gemacht um nach etwaigen Metastasen zu fahnden. Bei der Beschallung durch den Urologen hat sich im Bauchraum allerdings nichts auffälliges blicken lassen. Toi Toi Toi!

Es geht los.

Also, erster Eintrag am Faschingsdienstag. Gut, dass wir nicht jeck sind - sonst hätte die Diagnose die Stimmung nur noch mehr getrübt.
Wir sind also im Februar 2009 und ich fange jetzt einfach mal an ein wenig zu erzählen. Nicht für da draußen (vielleicht das auch) aber vor allem um meine Gedanken zusammenzuhalten um mich später besser erinnern zu können. Das hatte ich bei meiner letzten Krankenbegleitung komplett versäumt.

Es geht also um Krebs. Hodenkrebs. Mein Freund, ich nenne ihn hiermit TIM hat vor vier Tagen eine Veränderung am rechten Hoden bemerkt und alles was uns Google hierzu sagen konnte war: "Nichts wie zum Urologen!" Und da war er dann auch gestern. Der war freundlich ehrlich zu ihm und meinte es würde nicht so super aussehen und Tim sollte es in der Klinik seines Vertrauens abklären lassen. Hier fiel auch die Bezeichung "netter Krebs". Denn ein Hodenkarzinom ist zu 99% heilbar. Und darauf vertraue ich jetzt mal ganz heftig. Wird schon schief gehen.
Ich nenne mich übrigens Valentina. Tim und ich sind seit fast zwei Jahren ein Paar und immernoch sehr verliebt. Im Sommer wollen wir zusammenziehen. Jetzt ist halt nur leider dieser Krankheitsverdacht dazwischen gekommen. "Jo, wir schaffen das!" (um eine berühmte Kinderfigur zu zitieren).